Schlaumähen - Insekten & Co. schützen

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Aufbereiter gezielt einsetzen

Im Futterbau bietet der Mähaufbereiter viele Vorteile: er verkürzt die Trocknungszeit, was das Wetterrisiko und die Nährstoffverluste verringern kann. Gleichzeitig hat er je nach Anwendungsfall und Zeitpunkt negative Auswirkungen auf Insekten. Im Vergleich zum Mähen ohne Aufbereiter kann sein Einsatz rund doppelt so vielen Heuschrecken und in einem blühenden Bestand sogar bis zu drei Bienenvölkern das Leben kosten.

Auch aus agronomischer Sicht ist der Aufbereiter nicht in jedem Fall die optimale Wahl. Deshalb werden die folgenden Fragen behandelt:

  • Wann kann ich den Aufbereiter einsetzen, um die agronomischen Vorteile zu nutzen und gleichzeitig die negativen Auswirkungen so weit wie möglich zu reduzieren?
  • Wann ist es sinnvoll, auf ihn zu verzichten (auch aus agronomischen Gründen)?
  • Und worauf sollte ich bei der Anschaffung eines neuen Gerätes achten?
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Quelle: AGRAR

Der Einsatz des Mähaufbereiters...

Pflanzen besitzen auf der Oberfläche eine Wachsschicht, die sie vor dem Austrocknen schützt. In die Oberfläche integriert sind Spaltöffnungen. Durch diese können Pflanzen kontrolliert Wasserdampf abgeben. Sobald die Pflanze abgeschnitten wird, versiegt der Zustrom von Flüssigkeit aus dem Boden. Sofort werden die Spaltöffnungen geschlossen, um möglichst lange Wasser zurückzuhalten. Pflanzen können dann nur noch Wasser über die Wachsschicht verlieren, die aber nur wenig durchlässt. Der Aufbereiter beschädigt diese Wachsschicht durch Knicken, Quetschen oder Reiben, Feuchtigkeit kann austreten und die Pflanzen trocknen schneller aus. Davon profitieren insbesondere dichte Bestände oder Pflanzen mit dicken Stängeln.

...bringt wesentliche Vorteile...

Der grösste Vorteil des Aufbereiters liegt in der verkürzten Trocknungszeit auf dem Feld, einen Zettvorgang kann man einsparen. Bei der Silage von ertragsfähigen Dauerwiesen kann man ein bis zwei Stunden früher mit der Einfahrt beginnen. Zusätzlich verbessern sich Siliereigenschaften, weil im Silo der pH-Wer schneller sinkt und das Material früher einen stabilen Konservierungszustand erreicht. Positiv wirkt sich der Aufbereiter auch auf die Verdaulichkeit der organischen Masse und der Energiekonzentration der Silage aus. Bei der Heutrocknung kann sich die Trocknungszeit um bis zu vier Stunden verkürzen. Damit verringert sich das Wetterrisiko deutlich und die Schönwetterperioden (verfügbare Feldarbeitstage) können maximal ausgenutzt werden.

Die Futterqualität nimmt aus zwei weiteren Gründen zu: zum einen werden weniger Nährstoffe ausgewaschen, weil das Futter schneller anwelkt oder trocknet. Zum anderen wird das Risiko von Bröckelverlusten minimiert. Allerdings nur bei korrekter Anwendung des Aufbereiters: zum Beispiel gehört ein Zinkenaufbereiter auf keinen Fall in empfindliche leguminosenreiche Bestände.

Die Höhe der Investitionskosten ist abhängig von der Arbeitsbreite und vom Hersteller, wobei in der Regel ein Walzenaufbereiter teurer ist als ein Zinkenaufbereiter. Im Idealfall können Zettdurchgänge eingespart werden - damit gleichen sich die leicht höheren Verfahrenskosten für den Mähaufbereiter aus. Allerdings nimmt der Kapiteleinsatz durch die Eigenmechanisierung zu, solange auf den Zetter nicht generell verzichtet werden kann.

--> Die positive Wirkung des Aufbereitens ist umso grösser, je günstiger die Trocknungsbedingungen sind. Die Reduktion von Zettvorgängen ist massgebend, um die Vorteile des Mähaufbereiters nutzen zu können. 

...aber auch Nachteile mit sich:

Nicht zu empfehlen ist der Einsatz des Mähaufbereiters in Wiesen mit vielen Erdhaufen von Mäusen und Maulwürfen. Das Risiko der Futterverschmutzung nimmt stark zu. Die Qualität der Silage ist besonders anfällig auf Fehlgärung durch Verschmutzungen sowie durch eine zu aggressive Bearbeitungseinstellung. Nicht zu unterschätzen ist, dass bei sehr trockenem Wetter der Aufbereiter zu einer Zunahme der Bröckelverluste führt. Währenddessen aufbereitetes Futter, welches verregnet wurde, nur langsam trocknet und Nährstoffe ausgewaschen werden.

Der Aufbereiter eignet sich nicht oder nur sehr limitiert für Hanglagen. Unabhängig von der Lage darf die Arbeitsgeschwindigkeit nicht mehr als maximal 12 km/h betragen, weil sonst der Massenfluss zu gross wird und nur ein kleiner Teil der Pflanzenoberfläche aufbereitet wird. Dadurch verliert man bis zu 30% der Mähleistung auf gut mähbaren Flächen.

Das zusätzliche Gewicht des Aufbereiters kann je nach vorliegenden Bedingungen zur Schädigung der Grasnarbe führen.

Insbesondere Tiere, die in Wiesen leben, werden dadurch gefährdet.

Vor dem Aufbereiter können nur Tiere flüchten, die rasch reagieren und schnell grössere Distanzen zurücklegen können, sowie ein geschicktes Fluchtverhalten aufweisen (z. B. nicht im Kreis laufen). Daher betrifft der Aufbereiter diverse Tierarten wie Amphibien, Spinnentiere, bodenbrütende Vögel, Insekten und vor allem Raupen, Heuschrecken und Bienen.

Warum sind Heuschrecken, Raupen und Bienen so stark gefährdet?

Raupen und Heuschrecken

Durchschnittlich verdoppelt sich die Schädigung von Raupen und Heuschrecken beim Einsatz des Mähaufbereiters.

Grundsätzlich sterben grosse Tiere häufiger als kleine, weiche häufiger als harte und langsam oder nicht mobile Tiere häufiger als flinke. Die Sterberate steigt also mit der Empfindlichkeit des Körpers und der Körpergrösse und sinkt bei zunehmender Mobilität. Deshalb sind weiche Raupen und immobile Puppen der Schmetterlinge besonders anfällig. Heuschrecken verpuppen sich zwar nicht, sind aber im immobilen Eistadium und wegen des zu Beginn weichen Körpers im Larvenstadium ebenfalls von den Auswirkungen des Aufbereiters betroffen. 



Bienen

Bienenverluste entstehen in erster Linie durch den Aufbereiter und nicht durch das Mähwerk. Im Vergleich betragen die Verluste eines Rotationsmähwerks ohne Aufbereiter nur ca. 5 Prozent! 

  • Beim Einsatz des Mähaufbereiters beträgt der Verlust von Honigbienen zwischen 35-62%.
  • Das Mähen ohne Aufbereiter führt zu 7-mal weniger toten und verletzten Tieren.
  • Beobachte: 2 - 3 Bienen pro Quadratmete entsprechen 20'000 - 30'000 Bienen pro Hektare.

Quelle: apiservice

Bienen konzentrieren sich vollständig auf das Sammeln von Pollen und Nektar. Sie reagieren nicht auf den Lärm und das Vibrieren des Traktors und setzen ihre Sammeltätigkeit fort, bis die Pflanze von der Maschine erfasst wird

Vergleicht man Mähdurchgänge mit und ohne Aufbereiter ist ersichtlich, dass beim Mähen ohne Aufbereiter die Tiere mit den Pflanzen das Mähwerk passieren können und abgelegt werden. Viele Bienen überleben diesen Durchgang und können danach wegfliegen. Einige Bienen setzen ihre Sammeltätigkeit sogar ungestört auf der geschnittenen Pflanze fort. Wird jedoch mit einem Mähaufbereiter gemäht, werden Pflanzen geknickt oder gequetscht, was den meisten Bienen schwere Verletzungen zufügt, an welchen sie sofort oder später erliegen.

Der Einsatz des Aufbereiters ist entscheidend, aber auch weiteren Faktoren wie die Attraktivität der Kultur, die Höhe der Blütenstände oder das Blühstadium spielen eine wichtige Rolle. Denn je unattraktiver das Feld, umso weniger Bienen halten sich darin auf und desto weniger Bienen sind der Gefahr des Mähens ausgesetzt.

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