Womit kann ich sonst noch Insekten & Co. schonen beim Mähen?
Mähen ist für die Erhaltung der Wiese als Lebensraum wichtig. Das Schneiden des Bestandes regt die Pflanzen zum erneuten Austreiben an und bringt Licht in die unteren Schichten. Trotz der zahlreichen Vorteilen stellt das Mähen einen gravierenden Eingriff für die Tiere, die in der Wiese leben dar: das Mikroklima verändert sich durch das Verschwinden von Schutzmöglichkeiten und Futterpflanzen auf einen Schlag.
Doch mit ein wenig Rücksichtnahme und der Berücksichtigung einiger Empfehlungen, können die negativen Auswirkungen auf die Tiere wesentlich verringert werden.
Gestaffelter Schnitt
Es ist wichtig vor allem grössere Flächen gestaffelt zu mähen: zum Beispiel zwei Drittel der Fläche am 15. Juni und den Rest drei Wochen später. Wertvoll ist die Stafflung insbesondere, wenn blumenreichen Stellen stehen gelassen werden. Eine gestaffelte Mahd ist auch überbetrieblich sinnvoll, zum Beispiel bei angrenzenden Ökowiesen und BFF der benachbarten Bauernfamilie.
Altgrasstreifen
Tiere können nur über eine bestimmte Entfernung flüchten. Empfohlen wird, 5-10% der Fläche als Altgrasstreifen stehen zu lassen. Von dort aus können die Kleintiere die Wiesen wiederbesiedeln. Dabei ist es wichtig, dass der Altgrasstreifen bei jedem Schnitt auf dem Feld an einem anderen Ort angelegt wird, da es sonst zu einer Verbuschung kommen könnte. Damit würde die Qualität der Flora abnehmen. Im besten Fall steht der Altgrasstreifen auch über den Winter, da viele Tagfalter darin überwintern.
Bei frisch angesäten Wiesen im ersten Standjahr wird empfohlen keinen Altgrasstreifen anzulegen - es könnte den Pflanzenbestand verschlechtern. Ausserdem sind Altgrasstreifen attraktiv für Mäuse. Daher sollten Altgrasstreifen insbesondere nicht direkt unter Jungbäumen in Hochstamm-Obstanlagen angelegt werden.
Schnitt von innen nach aussen
Wird die Wiese von innen nach aussen geschnitten, können Rehkitze, Junghasen und andere Wildtiere fliehen. Zudem hat dies eine grosse positive Wirkung auf mobile Tiere wie Heuschrecken, welche die Fluchtmöglichkeiten ebenfalls wahrnehmen. Befindet sich neben der Wiese eine Strasse, sollte zumindest weg von der Strasse gemäht werden.
Lange Schnittintervalle
Je länger die Intervalle zwischen den Schnitten sind, desto besser können sich Kleintiere entwickeln und vermehren. Um bodenbrütende Vögel wie die Feldlerche zu fördern, ist ein Mahdintervall von sechs bis acht Wochen zwischen dem ersten und zweiten Schnitt nötig. Nur so kann sie eine zweite Brut aufziehen.
Rotationsmahd
Besonders wertvoll ist es für Schmetterlinge, wenn Sie gewisse Randbereiche, Böschungen oder ähnliche Elemente abwechslungsweise während eines Jahres nicht oder unvollständig mähen. Dafür wird jeweils ein Drittel der Fläche im Winter gemährt oder oberflächlich bearbeitet. Hier überwintern. Denn diverse Nützlinge können so überwintern und einige bodenbrütende Vögel suchen die entstehenden dichtgrasigen Kleinstrukturen für den Nestbau auf.
Schnittzeitpunkt: später Schnitt
Ein später Schnitt, wie es in der Biodiversitätsförderfläche der Fall ist (nach Mitte Juni im Talgebiet und nach Mitte Juli im Berggebiet), bietet diversen Schmetterlings- und Brutvogelarten in Wiesen die Chance, ihre Entwicklung abzuschliessen. Zudem können bis dahin die meisten Wiesenblütler versamen und zur Erhaltung und Förderung der pflanzlichen Artenvielfalt beitragen.
Wenn du im Talgebiet besonders spät, ab Mitte Juli, mähst, förderst du Braunkehlchen, weil bis dahin der Grossteil des Nachwuchses ausgeflogen ist.
Schone die Feldlerchen indem du die Brutzeit der Feldlerche von Mitte April bis Mitte August berücksichtigst.
Der optimale Zeitpunkt ist bei Heuschrecken abhängig von der Art. Für Arten, die ihre Eier im Boden ablegen, ist das Mähen zwischen Mai und August schädlich. Für Arten, die ihre Eier an oder in Pflanzen ablegen, ist das Mähen vor Mai und nach August ungünstig.
Am meisten Schmetterlinge fliegen in der zweiten Junihälfte und im traditionellen «Heumonat» Juli. Zu diesem Zeitpunkt sind die Tagfalter am wenigsten von der Mahd betroffen.
Tipp: Suche dir eine Zielart aus, welche du erhalten und fördern möchtest. Denn es gibt keinen Zeitpunkt, an welchem nicht eine Tierart benachteiligt wird.
Grosswild vertreiben
Vor dem Mähen sollte die Wiese nach Junghasen und Rehkitze abgesucht werden. Ebenfalls kann am Vorabend das Anmähen der Wiese dazu führen, dass die Rehgeiss in Alarmbereitschaft versetzt wird und das Rehkitz aus dem Feld holt. Das Stellen von Fahnen kann Tiere im Voraus verblenden. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Thermalkamera und Multikopter für die Rehkitzrettung.
Heu statt Silage
Beim Silieren werden Kleintiere miteingepackt, da sie oftmals wenig Zeit zum Flüchten haben. Anders als beim Heu, welches länger auf der Wiese liegen bleibt. Zudem werden die Wiesen für die Herstellung von Siloballen grossflächig gemäht, so fehlen jenen Tieren, die nicht im Siloballen landen, Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten. Daher ist es empfehlenswert, wenn anstatt Silage vermehrt Heu produziert wird oder zumindest verschiedene Wiesenbereiche zeitlich versetzt gemäht werden.
Schnittfrequenz und Überfahrten reduzieren
Die Anzahl Arten nehmen mit zunehmender Frequenz ab. Davon sind insbesondere Arten mit nur einer Generation pro Jahr betroffen. Ideal sind ein bis zwei Schnitte pro Jahr. Eine Verringerung der Anzahl Schnitte führt zu weniger Überfahrten. Damit verkleinert sich das Risiko für Bodenverdichtung und Druckschäden und Kleintiere wie Amphibien haben eine höhere Überlebenschance.
Wildtierfreundliche Mähgeräte
Vor allem in Ökoflächen wird empfohlen, bevorzugt Messerbalken-Mähwerke, einzusetzen. Dank den technischen Fortschritten sind heutzutage moderne Modelle auf dem Markt zu finden. Sie sind deutlich schonender als Rotationsmähwerke. Für die Pflege von Randflächen und Böschungen sollten möglichst keine Schlegelmulchgeräte, Motorsensen oder Saugmäher eingesetzt werden.